„In den Wald gehe ich, um meinen Verstand zu verlieren und meine Seele zu finden“ – Zitat des Naturphilosophen John Muir (1838-1914)
Die Natur steht vor der Tür und mit ihm die Chance die bunte Blätterpracht der Wälder zu genießen. Warum probieren Sie in diesem Zuge nicht mal ein “Waldbad” aus? Waldbaden meint in diesem Zusammenhang den gezielten Aufenthalt im Wald zur Verbesserung des Wohlbefindens.
Ursprünge
Der Begriff „Waldbaden“ selbst wurde 1982 von dem Japaner Tomohide Akiyama geprägt und lehnt sich an die Begriffe Sonnenbaden und Meerbaden an. Seit den 1990er Jahren hat Waldbaden als “Shinrin Yoku” (frei übersetzt heißt dies so viel wie: „ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen“) einen erheblichen Aufschwung erfahren und hat seither auch im deutschsprachigen Raum immer mehr Zulauf.
Effekte
Was nach Esoterik oder einem neuen Wellness-Trend klingt, hat eine solide wissenschaftliche Grundlage: Studien aus Japan, Südkorea und Deutschland weisen die gesundheitsfördernde Wirkung des Waldes nach. Bereits nach einem 15-minütigem Spaziergang im Wald normalisiert sich unser Herzschlag, der Blutdruck sinkt, die Lungen weiten sich und wir kommen innerlich zur Ruhe. Forscher konnten zudem nachweisen, dass nach einem längeren Aufenthalt im Wald die Anzahl der natürlichen Killerzellen im Blut ansteigt und unser Immunsystem hierdurch gestärkt wird. Zudem konnte in Metaanalysen eine Verringerung des Stresshormons Cortisol und eine Zunahme der parasympathischen Aktivität nachgewiesen werden, welche für innere Ruhe sorgt. Insbesondere für psychische Erkrankungen existiert eine gute Studienlage: Die Ergebnisse mehrerer Metaanalysen legen nahe, dass Waldbaden für die Besserung von Depressionen wirksam ist, insbesondere für das Symptom Grübeln. Auch positive Effekte auf Angststörungen und emotionale Zustände von Wut sind belegt.
Wirkmechanismus
In der medizinischen Klimatologie wird das Waldklima als sogenanntes Schonklima definiert. Dies bedeutet, dass das Klima frei von belastenden meteorologischen Bedingungen und Klimafaktoren wie Luftverunreinigungen, Schwüle und Nebel ist. Zudem schützt es vor starker Sonneneinstrahlung. Gründe für die beruhigende Wirkung des Waldes auf uns Menschen sehen Forscher zudem in den natürlichen Duftstoffen, den Terpenen, welche die Bäume und Pflanzen im Wald ausdünsten, sowie in der Reduktion sozialer Reize.
Kein Ersatz für Medikamente
Trotz all der genannten positiven Effekte, auch bei psychischen Erkrankungen: Waldbaden ersetzt weder Medikamente noch eine Psychotherapie. Es wirkt rein präventiv als Maßnahme der allgemeinen Gesundheitsvorsorge und ist damit für Jeden gesundheitsförderlich.
Und wie „Waldbadet“ man nun richtig?
Beim Waldbaden gibt es keinen richtigen und keinen falschen Weg. Hauptziel ist es die Sinne für den eigenen Körper und die Natur, die uns umgibt, wieder zu schärfen. Der kindlichen Neugier und dem eigenen Entdeckungsdrang soll Raum geschenkt werden. Der Kopf hat mal Pause und die Instinkte dürfen uns leiten. Eine kleine Anleitung, um das Ganze anhand der fünf Sinne etwas greifbarer zu machen, wollen wir Ihnen dennoch nicht vorenthalten:
Sehen
Beim Waldbaden geht es darum den Blick weit zu stellen. Am besten funktioniert das, indem Sie langsam und aufmerksam durch den Wald gehen. Nehmen Sie die Natur um sich herum bewusst wahr. Welche Bäume können Sie entdecken? Welche Vögel zwitschern in den Baumkronen? Welche Lichtspiele können Sie am Waldboden beobachten?
Hören
Der Wald ist ein echter Erholungsort für unsere Ohren. Da es hier nicht so viele Hintergrundgeräusche gibt, kann sich unser Gehör ausruhen und somit besser auf einzelne Geräusche konzentrieren. Suchen Sie sich einen Baum, an den sie sich für drei Minuten mit geschlossen Augen anlehnen können und lauschen Sie den Geräuschen des Waldes. Was hören Sie? Das Klopfen eines Spechts? Das Knarzen der Bäume? Oder das Plätschern eines Gewässers?
Fühlen
Die Haut ist unser größtes Sinnesorgan. Nutzen Sie deshalb auch ihre Hände beim Waldbaden. Sammeln Sie Kastanien und erfühlen Sie deren glatte Oberfläche. Tasten sie das flauschig-weiche Moos. Oder fühlen Sie die unterschiedliche Borke verschiedener Bäume. Schließen Sie dabei doch mal ihre Augen! Das hilft die Oberflächenbeschaffenheiten noch deutlicher wahrzunehmen.
Riechen
Nehmen Sie bei Ihrem Ausflug im Wald bewusst die unterschiedlichen Gerüche wahr, die dieser verströmt. Zum Beispiel den erdfrischen Duft von Moos oder den intensiven Geruch der Nadelbäume. Entspannend wirken auch einfache Atemübungen, wie ein tiefes Einatmen und ein doppelt so langes, langsames Ausatmen.
Schmecken
Im Wald gibt es eine Vielzahl an essbaren Beeren, Nüssen, Pilzen und Baumfrüchten. Was Sie eindeutig bestimmen können, dürfen Sie gerne probieren. Für das Sammeln größerer Mengen ist jedoch eine Genehmigung des Försters notwendig.