Wir kennen diese Phasen alle – Belastungen am Arbeitsplatz, Spannungen in der Familie, finanzielle oder gesundheitliche Probleme. Stress generell sollte jedoch nicht als etwas Negatives angesehen werden. Er hilft uns unteranderem dabei, belastende Situationen zu bewältigen. Aber wenn Stress über einen längeren Zeitraum sehr regelmäßig auftritt, gerät unser Körper aus dem Gleichgewicht.  

Was passiert bei Stress im Gehirn? 

Unser Stresserleben wird über das Angstzentrum unseres Gehirns gesteuert, welches eine große Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen spielt. Hier ist vor allem die Entstehung von Wut und Angstgefühlen verankert. Die Region wird aktiv, sobald unser Gehirn eine Situation als beispielsweise potenziell gefährlich interpretiert. Infolgedessen wird das Stresshormon Cortisol freigesetzt und unser Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Begleitet wird die Reaktion mit erhöhtem Blutdruck, schneller Atmung und Muskelanspannung. Sobald die Situation vorbei ist, entspannt sich der Körper wieder. Diese Erholungsphase ist wichtig, damit der Körper sich regenerieren und neue Kraft schöpfen kann.
Bleiben diese aus und der Stress bleibt über eine lange Zeit bestehen, hat dies Auswirkungen auf unser körperliches und psychisches Wohlbefinden. Langfristig kann chronische Belastung sogar zu Veränderungen des Gehirns führen.  

Angst  

Anhaltender Stress führt dazu, dass das Angstzentrum schneller überstimuliert wird. Das wiederum hat häufig ein Gefühl von Überforderung, Hilflosigkeit, Nervosität und Reizbarkeit zur Folge. Somit werden immer mehr Erinnerungen mit Angst und Gefahr verbunden und der Cortisolspiegel bleibt konstant hoch. Wenn der Körper dauerhaft auf Gefahr eingestellt ist, hemmt das Gehirn Funktionen, die bei akuter Gefahr nicht notwendig sind. Die Folgen können Herz-Kreislauf-Probleme, Schlafstörungen, Appetitverlust, Verdauungsprobleme und eine nachlassende Libido sein. 

Vergesslichkeit 

Dauerhafter Stress führt dazu, dass das Angstzentrum überstimuliert wird. Dies beeinträchtigt wiederum andere Bereiche im Gehirn. Im Hippocampus, der unter anderem für Lernen und Erinnern zuständig ist, werden dadurch weniger Gehirnzellen produziert. Das hat zur Folge: wir werden vergesslich und haben Schwierigkeiten neue Dinge zu lernen. 

Verhalten 

Auch auf die Kontrolle von Emotionen und damit unser Verhalten hat Dauerstress einen Einfluss. Das Urteilsvermögen ist beeinträchtigt und durch die Überaktivierung des Angstzentrums werden Situationen emotionaler bewertet als üblich.  

Symptome und Behandlung 

Langanhaltender Stress bringt unser neuronales Netzwerk aus dem Gleichgewicht und kann zu dauerhaften Veränderungen in unserer Hirnstruktur führen. Das ebnet den Weg für eine Reihe an körperlichen und psychischen Beschwerden. Wir fühlen uns erschöpft, gereizt und überfordert. Wir schlafen schlecht und werden vergesslich. Manchmal kann chronischer Stress sogar zur Entstehung oder Verschlimmerung von Depressionen und Angsterkrankungen beitragen. 

Die gute Nachricht ist: die schädlichen Wirkungen von Stress auf unseren Körper und Geist scheinen weitgehend umkehrbar zu sein. Körperliche Aktivität, ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Lebensweise und gezielte Entspannung durch Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training tragen zur Regeneration bei.