Nicht nur enge Räume, Spinnen, Menschenmengen oder beispielsweise Autofahrten versetzen Phobiker in Angst und Schrecken. Auch die Angst vor der Angst macht vielen Menschen das Leben zur Qual. Doch gegen Phobophobien und andere Angsterkrankungen gibt es wirksame Hilfe. 

Angststörungen erschweren Millionen Menschen das Leben. 13 bis 14 Prozent aller Deutschen leiden unter ernsthaften entsprechenden Beschwerden, so eine Studie des Max-Planck-Instituts in München. „Eigentlich eine gesunde Schutzfunktion bei Gefahren, werden Ängste in der Regel dann problematisch, wenn sie immer häufiger und stärker auftreten bzw. immer mehr das Denken und die täglichen Handlungen bestimmen“, erläutert Dr. Andreas Hagemann, Ärztlicher Direktor der Privatklinik Merbeck im nordrhein-westfälischen Wegberg. Dabei haben Betroffene zahllose Anlässe zum Fürchten: Weit verbreitet ist etwa die Angst vor engen Räumen (Klaustrophobie), dem Fliegen (Aviophobie) sowie Spinnen oder Hunden. Selbst die Angst vor der Angst ist keine Rarität und wird von Experten als Phobophobie bezeichnet. „Im Gegensatz zu allen anderen Phobien sind die Ängste in diesem Fall jedoch nicht auf bestimmte Situationen oder Objekte fixiert“, berichtet der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie.     „Bereits die Vorstellung eines eventuell drohenden Angsterlebnisses versetzt Betroffene buchstäblich in Panik.“

Wie entsteht eine Phobophobie?

Meist entsteht eine Phobophobie nicht alleine, sondern in Zusammenhang mit einer bereits vorhandenen Angststörung: „Aufgrund früher Panikattacken haben die Betroffenen vielfach extreme Angst vor weiteren ähnlichen Erlebnissen“, so Dr. Hagemann. „In der Regel geht diese gesteigerte „Angstsensivität“ mit einem gefühlten Kontrollverlust einher“, so der Experte weiter. „Bereits minimale Veränderungen ihres Körpers empfinden Phobophobiker als bedrohlich und reagieren darauf mit überzogener Sorge.“ Oftmals steigern sie sich gedanklich so intensiv in ihren Angstzustand hinein, dass sie regelrecht verkrampfen. „In vielen Fällen löst alleine diese starke körperliche und psychische Anspannung Angstattacken aus.“ Letztendlich dominiert die Angst vor der Angst das Leben. Den Betroffenen gelingt es nicht mehr, die belastende Situation aus eigener Kraft zu überwinden. Es drohen massive soziale und psychische Probleme.

Als vermeintliche Lösung flüchten sich Phobophobiker oftmals in ein Vermeidungsverhalten, das ihnen kritische Situationen oder Begegnungen erspart. Doch wie bei Menschen mit Rückenproblemen, die aufgrund ihrer Schonhaltung erst recht orthopädische Beschwerden hervorrufen, so erreichen sie damit ebenfalls das Gegenteil des gewünschten Effekts: die Angst nimmt zu, die Attacken werden intensiver und dauern länger an.

Was hilft gegen Phobo(Phobien)?

Während Höhenangst, Klaustrophobie und andere spezifische Phobien nur in seltenen Fällen professionelle Hilfe erfordern, lassen sich Angst- und Panikstörungen sehr oft nur durch eine therapeutische Behandlung in den Griff bekommen. Auf Basis einer ausführlichen Patienten-Anamnese und Diagnostik erstellen Experten individuelle Behandlungspläne. Bei der Therapie einer Phobophobie spielt dabei die ursächliche Angsterkrankung eine wesentliche Rolle. „Je nach Art und Ausmaß der Beschwerden haben sich Angstbewältigungs- und Verhaltenstherapien sowie Entspannungsmethoden (wie etwa die Progressive Muskelrelaxation) und Medikamente bewährt“, betont Dr. Hagemann. Insbesondere die Verhaltenstherapie gilt bei Angststörungen generell als erfolgsversprechend: In rund 80 Prozent aller Fälle kann den Betroffenen erfahrungsgemäß geholfen werden.

Wie erkenne ich eine Phobie?

Werden angstbesetzte Situationen (wie etwa Menschenmengen oder Fahrstuhlfahrten) zunehmend gemieden, so spricht das für eine Angsterkrankung. Auch ein immer kleinerer Bewegungsradius oder das Zurückziehen ins private „Schneckenhaus“ können typische Symptome sein.  Vielfach sind Angstattacken zudem verbunden mit eigentlich ungefährlichen Symptomen wie Schweißausbrüchen, Übelkeit, Schwindel, Herzrasen und Atemnot.

Angst oder Panik?

Als Panik wird eine plötzliche extreme Angst über wenige Minuten bezeichnet, für die es keinen erkennbaren Auslöser gibt. Die meisten „Panikattacken“ sind eigentlich Angstattacken, da hier ein konkreter „Auslöser“ vorhanden ist. Unter dem Begriff Phobie wird nur die Angst vor einer ungefährlichen Situation beschrieben.